Fotoshootings mit werdenden Müttern...

Es begab sich kürzlich beim Bäcker in Sexau (ein Nachbarort), der auf dem Weg zu meinem Atelier liegt:

Wir stehen zu Dritt vor der Theke. Eine junge Frau, die gerade das erstandene Brot bezahlte und dabei ist, den Laden zu verlassen, ein gestandener Handwerker und ich, auf meinen Cappuccino-to-go wartend.  Eine neue Kundin, so um die 35 Jahre alt, betritt die Bäckerei.  Ungeachtet der Reihenfolge wer denn nun dran sein, bestellt sie diverse Brötchen, welche sie auch erhält und lässig bezahlt. Der übergangene Handwerker, der sich die freche Szenerie offenen Mundes angesehen hatte, konnte sich letztendlich eine, mit ironischem Unterton versehene Bemerkung nicht verkneifen und sagte: "kein Problem, ich lasse Schwangeren gerne den Vortritt". Die Angesprochene schaut sich um - erst zu mir - feststellend, dass ich (auf Grund meines offensichtlich nicht-mehr-gebährfähigen Alters) nicht gemeint gewesen sein kann, dann in die Leere des Ladens. Da sich, auf Kundenseite, keine weiteren Personen im Laden befanden, wurde ihr, sichtlich entsetzt, unausweichlich klar, dass sie diejenige sein musste, die vor 2 Sekunden als Schwangere tituliert worden war. Oh Oooh... ihre Miene verdunkelte sich merklich immer mehr... unangenehmes Schweigen machte sich breit. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich mich nicht bei dem Herrn bedanken sollte - also so tun, als wäre ich die Angesprochene, vielleicht unterstützt durch eine Hand im Rücken oder am Bauch, einfach nur, um die überaus angespannte Situation zu entschärfen - denn ich befürchtete Schlimmstes... doch die Frau, die eben noch zwischen der Entscheidung  -Wutausbruch, Weinkrampf oder KO-Schlag- zu schwanken schien, presste nur zwischen ihren Zähnen heraus "ich bin  n i c h t  Schwanger" (als wäre das nicht inzwischen allen klar gewesen) und verließ den Laden. Die Arme. Der Arme.

Ihm war sein faux-pas schon etwas peinlich, aber, da sich die Dame so frech vorgedrängt hatte, hielt sich sein Mitleid in Grenzen, wie er uns verriet. Ich schämte mich fremd, die junge Bedienung kicherte und die betroffene Dame ? Ich fürchte, für sie war der Tag echt gelaufen... wenn nicht gar die ganze Woche...

 

Wie anders wäre das gleiche Szenario doch verlaufen, wenn die Frau - statt einfach nur etwas füllig oder vielleicht unvorteilhaft gekleidet zu sein (hätte beides ich sein können) tatsächlich schwanger gewesen wäre? Das Vordrängen hätte man ihr gerne verziehen, denn es wären entweder einfach nur die "Tunnelblick-Hormone" oder vielleicht auch die zu kleine, dringend nach Hause drängende Harnblase schuld gewesen und die Feststellung der Schwangerschaft wäre von der Frau obendrein als großes Kompliment freudig entgegengenommen worden :D

 

Als ich schwanger mit meiner Tochter war, hätte ich am Liebsten ein Schild auf der Stirn getragen, damit es ja jeder mitbekommt, was da gerade tolle im Gange ist - dem stolzen Papa, der sich wie ein Held fühlte, ging es natürlich genau so! Seht mal dieses Glück, da wächst ein neuer Mensch!

Ich erlebe so oft, dass schwangere Frauen sich in ihren Körpern besonders wohl fühlen (außer natürlich gegen Ende, wenn der Bauch besonders groß wird und die Organe zu sehr weichen müssen, wodurch einfach alles besonders beschwerlich wird).

Die werdenden Mütter fühlen sich besonders weiblich, was sie in dieser Zeit ja nun mal auch sind - schliesslich ist es exklusiv dem weiblichen Körper vorbehalten, neues Leben in sich entstehen zu lassen.

Alles ist schön rund und prall.

Ständig streichen sich die Frauen über den Bauch oder legen ihre Hand darauf (natürlich auch um durch die Haut das Baby zu spüren und zu streicheln).

Klar - es gibt auch diejenigen Frauen, die sich um ihre Figur sorgen und sich in der Zeit der Schwangerschaft unattraktiv finden - aber das sind, zumindest meiner Erfahrung nach, die aller wenigsten.

Wobei ich zugeben muss - diese Frauen lassen wahrscheinlich keine Fotos von sich in dieser besonderen Zeit machen und so begegne ich ihnen zwangläufig nicht. Schade eigentlich - denn vielleicht würden sie durch schöne Fotos eine andere, wertschätzende Sicht auf sich und ihren Körper bekommen und hätten so - für sich und ihre Kinder - eine schöne  (vorzeigbare) Erinnerung an den "Ausnahmezustand"... 

Für mich ist es jedenfalls nicht einfach nur Biologie, was da passiert. Für mich ist es ein immer wieder passierendes WUNDER. Ich kann das nicht oft genug sagen.

Auf Mutterseite verändert sich nicht nur der Körper (der im Idealfall nach der Schwangerschaft ohnehin wieder in den Ursprungszustand zurückkehrt). Der Bauch wächst - wird aber auch wieder schrumpfen - aber so viele tiefgreifendere Dinge wachsen und bleiben: die bedingungslosen Liebe; das Verantwortungsgefühl und die Einstellung zu vielen grundlegenden Dingen des menschlichen Miteinanders. Im Leben der schwangeren Frau werden neue Maßstäbe angelegt - und immer wieder wird sie an ihre Grenzen geführt, über die sie hinauswachsen wird und feststellen darf, dass sie noch stärker ist, als sie bis dahin vermutet hätte.

 

 

 

Jemand hat mal zu mir gesagt: wenn der Bauchnabel "ploppt" geht's nicht mehr lang bis zur Geburt...  Also bei mir ist der Bauchnabel nie geploppt - der ist bis zum letzten Tag immer drin geblieben - diese Theorie kann man also getrost at Akta legen.

Andere behaupten, man könne an der Form des Bauches erkennen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Hm - ich denke, ein Ultraschall kann da verlässlichere Auskunft geben - aber - wer denn über eine solche noch verfügt: fragt doch mal Eure Omas, was die zum Thema Bauchformen zu sagen haben...  haben sie noch alte Weisheiten auf Lager?

 

 

Im ländlichen Norden von Portugal, wo ich einige Jahre gelebt habe, gibt es eine Menge Mythen und Aberglauben - so natürlich auch rund um das Thema Schwangerschaft. Man (also "frau") darf zum Beispiel weder Gürtel noch Halsketten tragen, weil man glaubt, dass sich die Nabelschnur dann um den Hals des Babys wickeln könnte...     Oder - etwas harmloser: wenn eine Schwangere Lust auf ein bestimmtes Nahrungsmittel hat (also z.B. saure Gurken...) dann muss ihr das auch umgehend besorgt werden, weil sonst die Gefahr besteht, dass das Kind mit einer Gaumenspalte auf die Welt kommt.  Aber keine Sorge - das ist nur dort so - in unseren Gefilden wirken diese Aberglauben nicht!

Der regelmäßige Konsum von Hühnersuppe während der Schwangerschaft soll übrigens dafür sorgen, dass das Baby eine schöne Haut bekommt :)  Auch nach der Geburt, wird den frisch gebackenen Müttern traditionell über mehrere Tage gerne Hühnersuppe gereicht - sie soll vor Infektionen schützen und alles schnell heilen lassen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Mama 2019 (Mittwoch, 26 Juni 2019 16:42)

    Liebe Tamara,
    hätte ich keine Fotos gemacht, hätte ich bereits jetzt nur noch eine blasse Erinnerung an meinen Bauch, den ich wirklich sehr sehr gerne hatte �
    Das Shooting mit dir hat mega Spaß gemacht und ich hab mich jede Sekunde sehr wohl bei dir gefühlt �

Accredited Photographer

of THE PORTRAIT MASTERS